Theaterfestival digital - Erfolgsrezept oder Luftnummer?

Zahlreiche abgesagte oder zwangsweise digitalisierte Veranstaltungen bezeugen wie stark die Pandemie unsere Realität beeinflusst. Auch das 25.Schultheaterfestival musste mit alten Traditionen brechen, alle Theaterstücke wurden online präsentiert. Ob dadurch die Authentizität des Festivals verloren geht, erörtert Ekaterina Grabareva in ihrem Essay. 

„Alle Künste (also auch das Theater) tragen bei zur größten aller Künste, der Lebenskunst“, sagte einst der berühmte deutsche Schriftsteller Bertolt Brecht und noch immer bewahrheitet sich sein Gedankengang. Realitätsnahe Emotionen, Eindrücke und Gefühle vor und nach dem bevorstehenden 25. Schultheaterfestival des Goethe-Instituts in Zeiten der Pandemie? Lässt sich das tatsächlich durchsetzen?  

 

Einerseits muss man zugeben, dass die Akteure während des Schultheaterfestivals sicherlich authentische und unverfälschte Gefühle spüren wollen. Das Publikum und die Schauspieler sind beim Theater zwei kommunizierende Gefäße, die sich gegenseitig leeren und füllen. Dies stellt während der Aufführung einen kontinuierlichen Prozess dar, denn nur auf diese Weise gelingt es dem Schauspieler durch das ganze Festival hindurch mental fit zu bleiben.

 

Andererseits lässt sich konstatieren, dass die Gesichtsausdrücke, ganz zu schweigen von den puren Emotionen des Publikums in einem großen Saal nicht immer zu sehen sind. Das Feedback der Zuschauer lässt sich durch zahlreiche andere Methoden, auf anderen Plattformen und durch andere Formen realisieren. Aufgezeichnete Theaterstücke kann man detaillierter untersuchen, weil man die Videos anhalten und zurückspulen kann. Darüber hinaus werden die Partizipationsmöglichkeiten generell erweitert, denn die Digitalisierung des Festivals sorgt für eine länderübergreifende Kooperation von Theaterteams. Eine immense Anzahl an Menschen kann an dem Geschehen beteiligt sein und den Ablauf des Theaterfestivals live verfolgen. Früher waren viele potentielle Zuschauer eindeutig benachteiligt.

 

Das leistet auch einen Beitrag zur Globalisierung, denn auf einmal haben Zuschauer aus aller Welt Zugriff auf solche pädagogisch und kulturell wertvollen Inhalte, die man von zuhause aus genießen kann. Wer würde sich nicht darüber freuen, so eine einzigartige Möglichkeit zu bekommen, die Wiener Staatsoper zu besuchen oder beim Schultheaterfestival des weltberühmten Goethe-Instituts aktiv mitzuwirken? All dies ist jetzt über digitale Medien möglich.

 

Allerdings muss man hier erwähnen, dass das Theater am Bildschirm mit dem Schauen eines Films gleichgesetzt werden könnte. Dieses Argument lässt sich allerdings dadurch entkräften, dass Theater laut dem polnischen Film- und Theaterdirektor A. Vaida konventioneller als Kino ist. Das Kino ist substanzieller. Die Handlung des Films findet nicht auf dem beengten Raum der Bühne statt, sondern in der realen Welt, denn das Kino ist in ständiger Bewegung. Daher ist das Theater auch so etwas Großartiges: auf einer Bühne schafft man es, facettenreichere Handlungen zu zeigen und dadurch die Zuschauer zu inspirieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Schultheaterfestival in jedweder Form einen immensen Wert für die ganze Gesellschaft darstellt und die neue Darstellungsform nur noch stärker zu den innovativen Ideen unserer in der Tat unikalen Zeit beiträgt.